Spanien 2003


Spanien
 
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Sonntag. 07.09.  - Gieboldehausen
Die Zelte werden abgebaut, bepackte Reisemoppeds verlassen den Platz. Ein lustiges, informatives Wochenende voller Reisegeschichten geht zu Ende, unser Urlaub hat damit perfekt angefangen. Weiter geht's nun nach Roringen, das neue Haus begucken. Wir warten noch auf eine kaputte CDI, die sich hoffentlich reparieren läßt, auf daß wir unterwegs eine in Reserve dabeihaben... Die Anfälligkeit diesbezüglich scheint zum Dauerzustand zu werden.

Montag, 08.09.  -  Lütgenrode
Immer noch auf der Suche nach der CDI, rumtelefonieren durch die ganze Republik. Daß diese Dinger so gefragt sind, hatte ich nicht gedacht. Das Wetter ist grau und naß, mein Kopf brummt, Bocklosigkeit macht sich breit.

Dienstag 09.09.  -  Lütgenrode
Warten auf UPS...Um neun sollte unser Ersatzteil hier sein, jetzt ist es halb zwölf und wir sitzen auf Kohlen.. In einer halben Stunde müssen wir los und nix tut sich!
Um 17:30 sitzen wir nun schon ein Weilchen im Zug und brausen, naja, trödeln Richtung Narbonne. Ohne CDI. Der Händler hat uns wohl veräppelt oder er ist zu dämlich. Egal, es ist nun so und wir werden mit dem vorhandenen Material auskommen.
Das Verladen der Moppeds war ziemlich unangenehm, der Autowaggon hat nicht mal meine Stehhöhe und so mußte ich mich hinter die Scheibe ducken beim Reinfahren, um mir nicht den Kopf zu stoßen. Ziemlich wackelig fährt es sich so!
Einige andere Moppedfahrer trafen wir bei der Verladung, vielleicht trifft man sich ja später noch.

Mittwoch, 10.09.  -  Moux
Die Eisenbahnfahrt war recht angenehm, wir saßen mit einem deutschen, in Spanien teilweise residenten Ehepaar, zusammen im Abteil, die beide sehr kommunikativ waren. So verging die Zeit recht flott und auch die Nacht war nicht unangenehm. Mittags um zwölf durften wir unsere Jungs wieder aus dem Waggon fahren. Ziemlich eklig, in den niedrigen Wagen, wo man nicht aufrecht stehen kann. Wenn man den Kopf einen Zentimeter zu hoch nimmt, stößt man an die Decke und fällt vom Bock. Naja. beim zweiten Mal kennt man es schon und das Rausfahren ging besser, als ich gedacht hatte.
Raus aus Narbonne und erstmal Richtung Osten, wo in Sète Christiane und Rainer mit einer leckeren Paella auf uns warteten. Erst am späteren Nachmittag fuhren wir weiter, die gleiche Strecke wieder zurück, wir hatten beschlossen, die Nacht in Moux zu verbringen, um dann ausgeruht in die Berge zu starten. Auf dem Weg dorthin verfransten wir uns einige Male (wir brauchen ja keine Frankreichkarte, wir fahren doch nach Spanien...), aber schließlich gaben auch die französischen Straßen auf und entließen uns an unser Tagesziel. Anstrengend war mal wieder die Fahrerei im sehr stürmischen Wind der untergehenden Sonne entgegen.
Abends dann noch ein Bierchen unter sich mit Benzingesprächen übertrumpfenden Bikern, naja... Da war das Abendessen draußen mit bettelnden jungen Katzen unterhaltsamer. Die ganze Nacht hielt der starke Wind an, wir haben trotzdem wunderbar geschlafen.

Donnerstag, 11.09.  -  Coinza (Corbiere)
Die Welt der Serpentinen und Straßencafes hat uns wieder! Ich fühle mich richtig in meinem Element! Kleine Bergdörfer, freilaufende Kühe, Nebelwolken hängen in den Wäldern. Nach einer Stunde Fahrt im Nieselregen wird es nun etwas heller und es hat vorläufig aufgehört zu regnen. Der cafe au lait schmeckt, die Sonne läßt sich auch schon mal blicken. Urlaub!!
Am Abend haben wir uns das Essen redlich verdient, denn wir waren in Andorra! Meine Güte. war das dort voll! Ein Feierabendstau von mindestens 10km, in dem sich fast nix bewegte. Glücklicherweise konnten wir uns mit den Moppeds Stück für Stück dran vorbeimogeln, sonst würden wir wohl immer noch da herumstehen und vor Abgasen nicht atmen können... Das einzig positive an dem Extraritt war der billige Sprit, noch mal muß ich da bestimmt nicht hin. Sehr voll und touristisch, ein Hotel am anderen etc.
Als Kontrastprogramm sitzen wir jetzt aufm Berg mit tollem Weitblick und Vollmond, ein kleiner Wind weht, Grillen zirpen, ein Käuzchen ruft; Natur pur.

Freitag, 12.09.  -  Hochstimmung nach erfolgreicher Bergtour (Senterada)
Wow, war das eine tolle Tour! Mutig ins Ungewisse hinein von der Hauptstraße abgebogen und hinein ins Hochgebirge, ca. 40km mehr oder weniger steinige, aber immer gut befahrbare Piste bringt uns bis auf 2200m, zu atemberaubenden Ausblicken auf schneebedeckte Gipfel und Gebirgsmatten, auf denen Kühe, Schafe und Pferde grasen, kleine Bäche stürzen über die Felsen herab, der Himmel könnte blauer nicht sein. Einfach sensationell! Und ich fürchte mich weder vor der Piste noch vor der Höhe, alles total easy! Der Abstieg war etwas anstrengender als der Aufstieg, aber auch das ging ohne Stürze ab und wir haben uns Kaffee, Eis und Coke redlich verdient, bei Musik von Dire Straits an der Kreuzung von Senterada, in Gesellschaft vieler dünner Katzen.
Und ein Stündchen später haben wir nun das Zelt auf einer grünen Kleewiese mit Blick auf die aufgehende Sonne aufgebaut. Kurz vor Feierabend bekamen unsere braven Pferde auch etwas Pflege, die Ketten waren dringend zu spannen und zu fetten und einige Klappergeräusche, die sich auf der Holperpiste eingestellt hatten, mußten gesucht und nach Möglichkeit beseitigt werden. Und nun gibt's Reis, Baby!

Sonnabend, 13.09.  -  Murillo de Gállego
Ein echt spanischer, um nicht zu sagen: afrikanischer Campingplatz ist heute unser Zuhause geworden. Das Zelt steht bei hochsommerlicher Temperatur unter einem kleinen Olivenbaum, es wimmelt von kleinen Fliegen, der Boden ist knochentrocken. Leider ist das angekündigte Schwimmbad nicht zu benutzen wegen Reinigungsarbeiten (sagt der Chef..), dafür sind jedenfalls die Duschen kalt...was mir allerdings sehr recht ist bei diesem Wetter. Das beste ist aber eindeutig der Blick auf hohe, verwitterte Felsen ganz in der Nähe. In den nächsten Tagen werden wir wohl, (so wie heute, immerhin 230km) ordentlich Strecke machen, damit wir in ca. einer Woche in Südportugal sind. Die Pyrenäen haben wir erstmal hinter uns gelassen, mit einem lachenden und einem weinenden Auge...
Vor dem Abendbrot hab ich noch einen Spaziergang zum Dorf Murillo gemacht, dicht zusammengekuschelt liegen die Häuser um die leider geschlossene Kirche herum. Malerische Objekte für die Kamera überall: kleine steil ansteigende Gäßchen, rohe Steinmauern mit kleinen Fenstern, vor denen außen Blumentöpfe stehen, Weinranken mit blauen Trauben an Hauswänden, über Gartenmauern wuchernde Feigenbäume, wie ausm Bilderbuch. Ich konnte mich gar nicht sattsehen. Mit einigen Minuten Filmmaterial, einem Granatapfel und einigen Mandeln bereichert kam ich glücklich wieder zum Zelt zurück. Zum krönenden Abschluß des Tages wurde richtig gekocht; Kartoffeln mit Zwiebeln, Spargel aus der Dose und Tomate.

Sonntag, 14.09.  -  Ejea de los caballeros
Die Nacht auf dem Campingplatz war mal wieder etwas unruhig, zum Ausgleich war morgens um acht nicht mehr an Schlaf zu denken, da die Nachbarn aufgestanden waren und ihrer Lebensfreude akustisch Ausdruck verliehen durch laute Gespräche und laufende Motoren. Naja...
Recht frisch wars auch, Frühstück mit Fleecejacke, dafür halbwegs warme Dusche.
On the road again wenden wir uns weiter südlich und fahren erstmal durch karge Hügel mit hellgelbem Gestein, sieht etwas wüstenhaft aus. Schon ein kleines Stück weiter sind wir nun in der Ebene angekommen und fahren schnurgeradeaus durch langweilige, landwirtschaftlich genutzte Flächen. Also: Gas is rechts und durch.
Kaffeepause in einem Städtchen mit vielen Neubauten und kreisenden Störchen.
Bis abends haben wir 330km auf der Uhr, befinden uns noch etwas über 100km über Madrid, wo wir natürlich nicht rein wollen. Suchen und finden ein Plätzchen für die Nacht in der Nähe eines Baches. Viele Fliegen. Als wir schon im Schlafsack liegen, knallen in der Nähe ein paar Schüsse, etwas beunruhigt lassen wir eine zeitlang lieber eine Taschenlampe brennen, um nicht übern Haufen geschossen zu werden..
Morgens wachen wir aber doch lebendig wieder auf, verfrühstücken unsere letzten Vorräte und brechen auf in einen frischen Tag.

Montag, 15.09.  -  Loyoza (Sierra de Guadarrama)
Heute weht in der Ebene ein frischer, kräftiger Seitenwind, der uns auf den Geraden in Kurvenlage bringt und die Nasenlöcher austrocknet (aua).
Wir bogen ab ins Gebirge, eine nette kleine Straße in holperigem Teer führte uns sehr gewunden durch waldiges Gebiet übern Berg zu dem Ort, in dem wir nun den Morgenkaffee genießen. Farbe des Himmels: blau, Temperatur: warm.
Einkaufen müssen wir heute. Mal sehen, ob wir einen Lidl finden.
In El Escorial fanden wir später ein Plus- Geschäft, wo wir außer Schwarzbrot alles kaufen konnten, was unsere Reiseküche entbehrte. Auf der Suche nach einem schönen Platz fürs Mittagsmüsli mußten wir an einem Stausee unverrichteter Dinge weiterfahren, weil alles durch Zäune und Verbotsschilder gesichert war und wir nicht an Ufer konnten. Ein paar km weiter gabs dann einen trockenen und heißen Platz abseits der Straße. Dort mampften wir im spärlichen Schatten eines stacheligen Baumes unser Essen. Beim Losfahren hatte Foster plötzlich einen elektrischen Totalausfall, der sich allerdings glücklicherweise auf einen Wackelkontakt an einer Sicherung zurückführen und dementsprechend schnell beheben ließ. Wir wissen zur Zeit noch nicht, warum er gestern abend bei der Schlafplatzsuche auf einmal einiges von seiner Kühlerflüssigkeit von sich gegeben hat, es ließ sich kein Grund dafür ermitteln. Vielleicht war ihm ja nur auch mal übel...
Eine neugierige Herde Schafe und Ziegen kam noch vorbei und verzögerte unseren Aufbruch um ein paar Minuten, dann ging es weiter. Auf unserem Weg sahen wir zum ersten Mal abgebrannte Waldflächen, allerdings relativ kleine Stücke, wo auch scheinbar nur das Gras gebrannt hatte. Die Bäume sahen meist recht intakt aus.
Abends erwies sich in den Bergen die Suche nach einem wilden Zeltplatz als schwierig, es gab wenig gerade Fläche, dafür viele Spaziergänger. Es fand sich dann ein Campingplatz beim Dorf Guisando, den ich dankbar annahm. Für knapp 13 durften wir uns ein Plätzchen aussuchen mit Blick auf ein felsiges Flüßchen, ein schönes Vorbild für meine Wasserspielchen zuhause. Dort trafen wir ein holländisches Paar, die dort Wanderurlaub machen und zwei einsame junge Schäferhunde, an einem Auto angekettet und ängstlich bellend, sobald jemand vorbeiging. Zum Abendessen gab's Nudeln mit Tomatensauce und danach eine ruhige und erholsame Nacht.

Dienstag, 16.09.  -  Plasencia
Die ersten 100km des Tages haben wir um 14 Uhr hinter uns, eine schöne Strecke am südlichen Hang eines Gebirgszuges entlang, der Sierra de Gredos. Viele kleine Orte mit palmengesäumten Straßen und schönen Häusern, zum Teil mit weinumrankten Balkonen oder Dachterrassen. Meistens liegen die Orte an einem Fluß, der von den Bergen herunterkommt, sind allerdings alle ziemlich trocken zur Zeit, einige führen noch etwas Wasser, andere gar nichts mehr. Links die Ebene der Extremadura, rechts Berge bis über 2000m Höhe. Zwischen den Dörfern Olivenbäume über gelb vertrocknetem Gras, ab und zu ein paar Kühe oder ein Bauer auf einem Maultier. Wenig Verkehr, gute Straße.
Am späten Nachmittag fallen wir in Portugal ein, außer ein paar Schildern, die uns darauf hinweisen, ist die Grenze in Termas de Monfortinho nicht als solche zu erkennen. Nach wie vor ist die Landschaft knochentrocken, Olivenhaine, Eukabäume an der Straße, frisch geschälte Korkeichen, gelbes Gras. Ich sehne mich nach einem Fluß oder See!
Wir sehen immer mehr abgebrannte Flächen, ganze Hügel sind schwarz verkohlt, es sieht sehr gespenstisch aus...
Auf der Karte finden wir einige km weiter einen Stausee und machen uns auf die Suche danach. Barragem da Idanha heißt er. Und ist tatsächlich vorhanden! Ein wunderschöner großer Stausee mit warmem und klarem Wasser, die Ufer zugänglich und von einigen Freizeitanglern genutzt. So läßt es sich aushalten! Wir fahren mit den Moppeds fast bis ans Ufer und beschließen, hier die Nacht zu verbringen. Es ist so still, daß man die Stimmen der wenigen Menschen am anderen Ufer und die Kuhglocken der drüben weidenden Herde hört. Keine Autos, kein Fluglärm, nur ab und zu das Platschen eines springenden Fisches, der Schrei einer Möwe, vorbeischwirrende Insekten. Ansonsten ist das Rauschen meines Blutes das lauteste Geräusch.
Allmählich macht sich die übersprungene Mittagsmahlzeit bemerkbar, also erstmal was futtern!

Mittwoch, 17.09.  -  Castelo Branco
(Sogar im Schatten läuft mir der Schweiß, während ich vorm Supermarkt warte, daß Thomas mit den Keksen kommt.)
Wir verbrachten eine etwas unruhige, aber sehr schöne Nacht unter freiem Himmel am Stausee. Ein paar Reiher oder Kraniche schrien mich wach, als gerade der Mond aufging. Erst gegen Morgen kühlte es etwas ab, ich war mit meinem Schlafsack eindeutig overdressed. Zusätzlich hatte ich gegen morgendliche Taufeuchte den Biwaksack übergezogen, der war morgens ganz naß - von innen!
Pünktlich zum Sonnenaufgang wachten wir wieder auf, es war noch angenehm kühl, fürs Frühstück ideal. Danach wurde es sehr schnell wieder sehr warm, also vor der Weiterfahrt schnell noch mal plantschen und los.
Inzwischen ist es wieder abends und wir haben das Zelt am übernächsten Stausee stehen, ca. 170 km weiter südlich. Nicht ganz so ruhig und nicht ganz so malerisch, aber dafür neben einer Hausruine mit Terrasse zum See hin. Den überall herumliegenden Müll habe ich aus unserem "Wohnbereich" weggeräumt, so ist es ganz gemütlich. Bin heute nicht so motiviert, Hormone oder Wetter (Temp. bis 35°...) ist nicht zu unterscheiden, is auch egal, denn nun ist Feierabend und ich brauch nix mehr zu tun außer Bett bauen und zu Abend essen. Unterwegs sahen wir heute große abgebrannte Gebiete, die Bäume schlugen zum Teil schon wieder neu aus.

Donnerstag, 18.09.  -  Escoural (Straßencafe)
Heute nacht gab es ein Hundekonzert erster Güte: immer wieder schlug ein größeres Rudel sehr verschieden großer Hunde in der Nähe an und bellte dann lange, bevor sich die Gemüter wieder beruhigten. Zusätzlich gab es von woanders ausgiebiges Geheul, das sehr wölfisch klang. Das I-Tüpfelchen war ein Kauz, der direkt neben unserem Zelt auf einem Baum sein Ständchen brachte. Solche Nachtmusik hat nicht jeder! Vom Platschen der springenden Fische und dem Schreien der Reiher mal ganz abgesehen...
Nach den üblichen Ritualen des Morgens sind wir nun die üblichen 100km vorm Kaffee gefahren. Die Landschaft verändert sich nicht sehr: Olivenhaine, Korkeichen, Hügel. Dann, an einer tomatenverarbeitenden Fabrik am Rande eines Städtchens, auf einmal Afrika pur (poor..): Hütten aus Blech und Plastik auf staubigem Boden, ein paar große Dattelpalmen, der Geruch von Holzfeuer und verkohltem Fleisch. Tagelöhnerbuden der Fabrikarbeiter?
Dann wieder fahren wir durch wunderschöne, frisch geweißte Dörfer mit marmornen Bordsteinen und kleinen hübschen Kirchlein. Es ist heiß, mir dröhnt der Kopf....
Später wieder eine Badepause am Barragem de Santa Susana, herrlich warmes Wasser mit kleinen Fischen, leider auch Blutegeln, die mir zu Dutzenden an den Beinen hingen, als ich wieder an Land ging. Igitt! Viele bunte Libellen flogen über dem Wasser, waren sehr mit Fortpflanzung beschäftigt.
Nun waren wir nicht mehr weit von Odemira entfernt und beschlossen, noch bis runter zu Christel und Dieter zu fahren.
In der Küstenregion veränderte sich die Landschaft wieder, mehr Wald, mehr auf und ab. Schöne Strecken mit gelegentlichem Blick aufs Meer, allerdings auch mit mehr Verkehr. Ab Sao Teotonio wars bekannt, in Maria Vinagre von der Hauptstraße abgebogen und auf die alte Holperpiste, die mir letztes Jahr soviel Adrenalin verschafft hat... Die ersten Teilabschnitte sind inzwischen geteert, aber es bleiben doch immer noch über zehn Kilometer Piste übrig. Kurz vorm Ziel blieben wir geschockt stehen: die ganzen Hügel rund um das Haus von D.und Ch. sind abgebrannt! Eine einzige Mondlandschaft zeigte sich unseren entsetzten Blicken! Noch eine Kurve weiter konnten wir sehen, daß dem Haus selbst nichts passiert ist und auch der Garten noch existiert. Eine grüne Insel im Katastrofengebiet. Stein vom Herzen!
Wir fuhren die Moppeds an den angestammten Parkplatz und gingen auf die Suche nach den Bewohnern des Anwesens. Das Bellen der Hunde im Zwinger war etwas unentschlossen: Bogart konnte sich deutlich noch erinnern und auch Hexe war schnell wieder vertraut im Umgang. Ein Welpe vom letzten Jahr, Sugar, wohnt auch noch hier, inzwischen natürlich auch schon erwachsen.
Nach freudiger allgemeiner Begrüßung gabs richtig was zu essen und ein paar Flaschen Rotwein - und mit vielem Erzählen verging der Abend im Fluge. Leicht beschwipst und müde fielen wir irgendwann in ein "richtiges" Bett.

Freitag, 19.09.  -  Alcanforado
Heute morgen konnten wir uns dann das Ausmaß der Brandschäden von Nahem beschauen. Wir marschierten mit der Kamera ins Gelände und filmten und knipsten drauf los. Viele dicke Korkeichen qualmen noch (der Brand war am letzten Samstag!), das Laub ist verkohlt oder welk, der Boden ist bedeckt mit Asche, alles ist grauschwarz überzogen. Nur am Fluß haben ein paar Bäume überlebt. Auf dem Nachbargrundstück, wo sonst einige Menschen in Wohnwagen und Zelten leben, während sie ihr Haus bauen, ist alles weg: die Wohnwagen existieren nicht mehr, nur die Achsen mit den Felgen sind noch zu erkennen. In der Nähe liegen explodierte Gasflaschen herum, geschmolzene Schläuche und Kabel, einzelne Blechteile... Zum Glück war zum Zeitpunkt des Brandes niemand hier, so wurde niemand verletzt, aber alles ist kaputt. Vom neuen Haus ist der Dachstuhl verbrannt, nur durch die Hitze der Umgebung entzündet...
Dieter und Christel konnten ihr Haus retten, sie haben das Grundstück naß gehalten, so gut es ging und hatten gerade kurz zuvor einen Streifen des Grundstückes zur Straße hin gerodet, so daß das Feuer dort keine Nahrung mehr fand. Wenn man sieht, wie dicht am Haus der Boden verkohlt ist... Schwein gehabt!!
Trotzdem geht auch hier das Leben weiter: Dieter vergrößert den Wassertank, in dem wir letztes Jahr so gerne gebadet haben, damit wir beim nächsten Besuch richtig schwimmen können. Naja, das ist nicht wirklich der Grund- klingt aber gut.
Ich nutze den freien Tag, gehe ausgiebig mit der Hundemeute spazieren und faulenze genüßlich. Morgen geht's dann weiter.

Sonntag, 21.09.  -  Embalse de Aracena
Oje, gestern gar nichts geschrieben!
Seit gestern nachmittag wieder on the road, nach netter Zeit bei netten Leuten. Zum Durchqueren des portugiesischen Landes brauchten wir gemütliche drei bis vier Stunden, mit Abstecher an den St. Clara - Stausee, den wir im letzten Jahr schon als prima Badesee kennengelernt hatten.
Auf dem Weg nach Monchique sahen wir erst das ganze Ausmaß der Zerstörung durch das Feuer: das ganze Flußtal und all die Berge nördlich von Monchique, sonst ein wunderschöner Anblick, der viele Touristen hierher zieht, sind verbrannt! Es stinkt immer noch nach kokelndem Holz, Häuser stehen mitten in der schwarzen Wüste, einige sind ausgebrannt, andere konnten gerettet werden. Es wird lange dauern, bis die Spuren dieses unglücklichen Sonnabends verschwinden. Fast vierzig Kilometer fuhren wir durch diese traurige Szenerie, dann wurde es endlich wieder grün.
Abends hatten wir leichte Probleme, einen Schlafplatz zu finden. Eigentlich hatten wir den Plan, am Rio Guadiana, dem Grenzfluß zwischen Portugal und Spanien, ein Plätzchen zu suchen. Das erwies sich als schwierig, da alle Wege von der Straße weg abgezäunt waren. Sehr ungewöhnlich!
Erst als es schon fast dunkel war, fanden wir einen Feldweg, der zwar nicht zum Fluß führte, aber immerhin ein Stück weg von der Hauptstraße zu einigen Höfen. Dort standen etwas abseits einige große Eukas auf einem Hügelchen, ein verfallenes Gebäude daneben, ein großer alter Backofen... richtig romantisch leider etwas sehr einsehbar. Aber da es eh schon fast dunkel war, störte uns das auch nur noch peripher. Ein Snack im Dunkeln und ab in die Falle.
Entsprechend früh war ich morgens wieder wach, die Sonne ging gerade auf, ein paar elsterartige Vögel waren in den vereinzelt stehenden Korkeichen unterwegs, der Morgendunst hing noch in den Hügeln, die Glocken einer entfernt weidenden Schafherde waren zu hören... Eine tolle Atmosphäre!
Schnell die Kamera raus und ein paar Meter Film gedreht.
Nach dem kleinen Frühstück das erste Stück Weges brachte uns in Rosal de la Frontera über die Grenze nach España, wo wir uns in fröhlicher Gesellschaft vieler alter Männer auf der Plaza zum Kaffee niederließen. Die Alten saßen draußen im Schatten und palaverten über dies und jenes, andere saßen drinnen im großen Saal der Wirtschaft und spielten Domino.
Weiter gings in Richtung Südost durch schöne Hügel, die langsam höher wurden, auf den guten neuen spanischen Straßen. Müslipause an einem Rest-fluß mit tollen bunten Felsen im Flußbett und dummen Wespen, die gleich zu Zweit in meinem Teller baden gingen und auf meine Rettung angewiesen waren.
Und nun sitzen wir, faul und müde, am Stausee von Aracena, zwischen Bergen von Kuhscheiße und Plastikmüll im Schatten von Korkeichen und warten darauf, daß die Sonntagsausflügler, die hier baden, angeln und lärmen, nach Hause fahren und wir uns ein ruhiges Plätzchen furs Zelt suchen können.

Montag, 22.09.  -  Santa Olalla del Cala
Ein frischer Wind blies uns abends ums Zelt, auch am Morgen pustete es noch ganz ordentlich. Ansonsten verlief die Nacht ohne besondere Vorkommnisse, so daß wir nach dem Frühstück ausgeruht und neugierig wieder auf die Moppeds stiegen, um die Sierra Morena zu erkunden. Leider läßt unser Kartenmaterial immer noch zu wünschen übrig und wir fanden andere Wege, als wir suchten. Macht aber nix, so kamen wir durch ein hügeliges Tal (meine ich tatsächlich so: drum herum höhere Berge, drinnen tiefer gelegen mit kleineren Hügeln), welches wie eine eigene Welt wirkte. Kleine Felder, durch Steinmauern abgegrenzt, auf denen unter den Korkeichen einige Ziegen, Schafe, Schweinchen, Kühe oder Pferde das gelbe Gras abweideten, ein paar kleine Höfe. Etwas später eine offene Mine, in der -ich weiß nicht was- abgebaut wird, verfallenen Häuser drumherum, eine etwas morbide Szenerie.
Und dann gehts wieder in ein kleines Tal mit Stausee hinunter, alte Steinrinnen zeugen von vormaligen Bewässerungsmethoden, Oleanderbüsche blühen am Wasser, Feigenbäume bestechen durch ihr saftiges Grün.
Nach diesem Mikrokosmos werden wir plötzlich wieder auf eine Hauptstraße mit vielen LKW entlassen, Richtung Süden sind es noch 72 km bis Sevilla, steht dran. Da wollen wir nicht hin, also verlassen wir die Hauptstraße in Santa Olalla wieder und wenden uns Richtung El Real de Jara, nicht ohne den obligatorischen Kaffee, versteht sich. Über der Stadt liegt eine alte Festung, sehr malerisch, und auch die Stadt selbst bietet viele schöne Perspektiven für die Kamera.

Dienstag, 23.09.
Wieder ist eine von bellenden Hunden geprägte Nacht zu Ende. Langsam gewöhne ich mich dran, daß irgendwo in der Nähe ein Hof mit diensteifrigen Wächtern ist und schlafe schnell wieder ein nach jedem Alarm. Heute gab's gratis dazu noch ein paar Kälber, die ununterbrochen nach Mama brüllten...
Ansonsten aber ein schönes Plätzchen am Wasser, ein offizieller freier Zeltplatz noch dazu und mit interessanter Tierwelt: gestern abend konnten wir Herrn und Frau Wiedehopf beim Abendessen zuschauen und auch viele andere Vögel fliegen herum.
Inzwischen haben wir einen großen Teil der Sierra Morena durchkreuzt und bewegen uns in die Nähe von Cordoba, wo wir uns heute dran vorbeimogeln wollen. Gestern war ein Tag für Kurvenfanatiker, es ging lange Strecken immer nur von einer Kurve in die andere. Dabei standen manchmal Schilder an der Straße, die Kurven auf den nächsten 1,2km ankündigten, vorher und nachher waren aber eigentlich auch nur Kurven...?
Als besonderes Highlight des Tages fanden wir an einem Stausee, den wir zum Baden angefahren hatten,ein Abflußrohr von etwa einem Meter Durchmesser. Als wir dort angebollert kamen und von den Moppeds stiegen, sahen wir da drin lauter wollige Knäuel von der Decke fallen. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich,d aß es sich dabei um tausend und abertausend langbeinige große Spinnen handelte, die durch unseren Lärm verschreckt waren und sich fallen lassen hatten. Nun beeilten sie sich, wieder an die Decke zu kommen, wo sie sich nach einigen Minuten wieder zu braunen Knäueln formiert hatten. Man stelle sich vor: man krabbelt ahnungslos in dieses Rohr hinein... Huaaahhh! Schauder! Das Baden war mir schlagartig vergangen.
Zeitweise gings am Nachmittag auch durch dichte Vegetation in einem Flußtal und wir hoppelten im Schatten vieler großer Bäume auf schmaler verbeulter Teerstraße dahin, über alte Steinbrücken hinweg und vorbei an schönen alten Höfen mit weißen Mauern, über die große Palmen zu sehen waren. Insgesamt verändert sich das Bild der Hügel: wo vorher das staubig- dunkle Grün der Korkeichen vorherrschte, sieht man jetzt mehr und mehr das helle, silbrige Grün der Olivenbäume über der rotbraunen oder hellen Erde.
Ein sehr interessanter Sightseeing-Tag.
Heute nun verließen wir die Sierra Morena. Zwanzig Kilometer entfernt von unserem Schlafplatz endeten die Berge und wir kamen in eine weite Ebene mit großen Baumwollfeldern. Da es jetzt geradeaus ging, hatten wir diese langweilige Gegend aber auch schnell hinter uns und stürzten uns in die nächste Bergregion, die Sierra Horconera, Oliven auf allen Bergen, darüber felsige Gipfel, sehr schön! Allerdings auch recht klein, schon sind wir wieder durch und nähern uns Granada, das wir diesmal nördlich umfahren wollen.
An einer kleinen Quelle füllten wir unseren Brauchwasservorrat auf und tranken den Rest Kaffee aus der Thermoskanne, bemerkten dabei, daß wir beide schlapp und müde waren. Also heute nicht mehr so weit fahren, lieber früher Feierabend machen. Ein kurzes Stück noch gut ausgebaute Straße bis kurz hinter Alcala la Real, wieder eine Stadt mit einer Festung aufm Berg, dann bogen wir ab Richtung Limones auf eine schlaglochübersäte kleine Nebenstraße, die uns zum Embalse de Colomera brachte. Hier fanden wir jenseits der Staumauer ein verstecktes Plätzchen am rauschenden Bach, vielleicht sogar ohne bellende Hunde? Am Himmel braut sich was zusammen, es sieht nach Gewitter aus. Schaun wer mal... Erst mal Siesta halten und essen.
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